Grußwort Februar

Gott sieht dich mit Augen voller Liebe

Meine lieben Geschwister und Freunde der Gemeinde,

wenn ihr diese Zeilen lest, stehen wir schon wieder in den Anfängen des neuen Jahres. Gerne möchte ich euch folgende Geschichte, die mir vor kurzem begegnet ist, mit auf den Weg geben.

Der Segen meines Großvaters

Wenn ich an den Freitagnachmittagen nach der Schule zu meinem Großvater zu Besuch kam, dann war in der Küche seines Hauses bereits der Tisch zum Teetrinken gedeckt. Mein Großvater hatte seine eigene Art, Tee zu servieren. Wenn wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellte mein Großvater stets zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Worte laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich saß da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen. Wenn Großvater damit fertig war, mit Gott zu sprechen, dann wandte er sich mir zu und sagte: »Komm her, Neshumele.« Ich baute mich dann vor ihm auf und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass Er ihn zum Großvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte und erzählte Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgendetwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung dafür zum Ausdruck, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen. Diese kurzen Momente waren in meiner ganzen Woche die einzige Zeit, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte. In meiner Familie von Ärzten und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas mehr, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Punkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: »Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?« Während meiner gesamten Kindheit rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Großvater scherte sich nicht um solche Dinge. Für ihn war mein Dasein allein schon genug. Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie mit absoluter Sicherheit, dass er Recht hatte. Mein Großvater starb, als ich sieben Jahre alt war. Ich hatte bis dahin nie in einer Welt gelebt, in der es ihn nicht gab, und es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat, und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt-»Neshumele«, was »geliebte kleine Seele« bedeutet. Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. Und dass einmal gesegnet worden zu sein heißt, für immer gesegnet zu sein.

RACHEL NAOMI REMEN

Als ich die Geschichte las, wurde mir wieder neu bewusst wie entscheidend wichtig es ist, zu wissen oder zu erfahren, wie Gott mich sieht. Ein besonderer Kairos meines Lebens dafür, waren die prophetischen Seminare und die Ausbildung bei Walter Penzhorn. Da kam nochmal eine neue Perspektive für mich in mein Leben hinein. Viel Geprägtes, Erlebtes, auch manch Unverstandenes ordnete sich. Gott offenbarte mir seine Gedanken und die Perspektive des Himmels über mich persönlich und über meine Berufung. „Wir leben nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, dass aus seinem Munde kommt.“, sagt sein Wort. Er sieht uns manchmal ganz anders als wir uns sehen/deuten und manches schon von Kindheit an zu hören bekommen. Er sieht uns mit seinen Augen der Liebe und Seine Gedanken über unseren Wegen sind höher als unsere Gedanken darüber. Ich segne euch mit seinen hoffnungsvollen Gedanken für dieses Jahr: Möge sein liebevoller Blick euch immer wieder begegnen. Vielleicht hat ja der eine oder andere doch noch mehr Erwartung und Lust und wir sehen uns beim Seminar im März mit Walter Penzhorn.

In herzlicher Verbundenheit eure Susanne Scheffelmeier-Haubennestel