Grußwort November 2022

 Ja, Großes hat der Herr für uns getan, darum freuen wir uns sehr!“ Ps. 127,3

Liebe Gemeinde,

vor kurzem bin ich in meiner Stille an Psalm 127 hängen geblieben und dieser Psalm hat mich zum Nachdenken gebracht. Es ist ein Psalm, welcher in den ersten 3 Versen von einem Auszug berichtet (Exodus). Der Psalmist schreibt:

„Als der Herr uns aus der Gefangenschaft nach Zion zurückkehren ließ, da war es uns, als träumten wir. Wir lachten und jubelten laut vor Freude. Sogar unter den anderen Völkern sagte man: »Der Herr hat Großes für sie getan!«  Ja, Großes hat der Herr für uns getan, darum freuen wir uns sehr!“ Vermutlich ist dabei von dem Auszug Judas aus Babylon die Rede. Eine Zeit der Gefangenschaft, der Unterdrückung und des Exils liegen hinter dem Volk und es darf nun zurück in seine Heimat! Nicht verwunderlich, dass diese Verse von Dankbarkeit, Lobpreis und Jubel überfließen! Neben dem Auszug aus Babylon und Ägypten finden wir in der Bibel noch einen weiteren Exodus und dieser ist jener, welcher Jesus uns ermöglicht hat. Jesus diskutiert in Johannes 8 mit den Juden über wahre Freiheit und sagt darin: „Ich sage euch: Jeder, der sündigt, ist ein Sklave der Sünde (Vers 34). … Nur wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei (Vers 36).“ Auch an dieser Stelle ist es ein Auszug. Ein Auszug aus der Sklaverei der Sünde, hinein in eine echte Freiheit durch Jesus. Man könnte es auch als den Auszug aus der Dunkelheit ins Licht oder den Auszug aus dem Waisenhaus ins Vaterhaus bezeichnen. Was ist meine Reaktion auf dieses Exodus-Geschehen? Ich hoffe, dass es immer und immer wieder neu Psalm 126 die Verse 2-3 sind! „Ich lache und juble laut vor Freude … Ja, Großes hat der Herr an mir getan, darum freue ich mich sehr!“ Der Psalmist bleibt an dieser Stelle des Jubels jedoch nicht stehen, sondern schreibt: „HERR, wende auch jetzt unser Geschick zum Guten, so wie du die ausgetrockneten Bäche im Südland wieder mit Wasser füllst! Wer unter Tränen die Saat ausstreut, wird voll Jubel die Ernte einbringen. Weinend geht der Sämann jetzt über den Acker, mit sich trägt er den Samen zur Aussaat. Voll Jubel kommt er dann heim von der Ernte, den Arm voller Garben.“ (Verse 4-6). Komisch! Zuerst großer Jubel und nun große Ernüchterung? Der Auszug aus Babylon war mit Sicherheit ein Nachhausekommen, der Schritt in die Freiheit und jede Menge Grund zur Freude - jedoch war zu Hause alles kaputt. Der Tempel und die Stadtmauer Jerusalems waren zerstört und weite Teile der Landwirtschaft lagen brach. Darüber hinaus verlief der Auszug schleppend. Erst nach und nach kam das Volk aus dem Exil zurück (wenn überhaupt!). Somit folgt auf Jubel das Gebet um Segen und Gelingen. Auch das erleben wir in unserem neutestamentlichen Exodus. Ja, mit Christus sind wir geheiligte Kinder Gottes und zugleich haben wir unsere Herausforderungen. Sei es die persönliche Gesundheit, Leid in unserem Umfeld, Zweifel oder auch die immer wiederkehrende Versuchung, welche als überwunden galt. Aber auch wir dürfen immer und immer wieder neu zu unserem Vater kommen und um seinen Segen und göttliches Gelingen bitten – wie in Psalm 126. So viel von mir und meinen Gedanken zu diesem Psalm in Kürze.

Seid reich gesegnet

Euer Paul Kohnle