Grußwort Oktober
Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohl geht, so geht's euch auch wohl. Jer 29,7 (L)
Liebe Gemeinde,
der Vers ist aus dem 29. Kapitel im Buch Jeremia, das Kapitel selbst ist ein Brief – ein Brief, den Jeremia im Auftrag Gottes dem Volk Israel ins Exil, also nach Babylon geschrieben hat. Gott schreibt den Brief seinem Volk in eine Situation hinein, die es sich nicht denken konnte, für die es aber voll verantwortlich ist. Gott selbst hat sein Volk in das Exil geführt und für den Verbleib als Zeitspanne 70 Jahre – also knapp 4 Generationen – festgelegt. Soweit der Kontext. Der Brief ist im Imperativ geschrieben, also eine Ansage in der Befehlsform. Kein „könnte“, „dürfte“, "möchte“, „sollte“, sondern ein „betet“, „suchet“, „bauet“, „esset“. Der Brief bietet keine Optionen, sondern hat Aufträge, er ist kein „Wünsch-Dir-was“, sondern ein „Mach-jetzt“. Dennoch ist der Brief keine „Strafpredigt“ und der Befehlston keine Schikane, denn er zeigt uns etwas von dem Weitblick Gottes, der eben nicht nur das hier und jetzt sieht, sondern den weiten Blick auch über die 70 Jahre hinaus hat. Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass Gottes Wort nicht nur für uns Kirchheimer oder für uns Deutsche geschrieben ist, sondern überall auf der Welt und auch für alle Menschen die gleiche Gültigkeit hat, also suchen wir nach dem grundlegenden Prinzip. Erster Gedanke: „Suchet der Stadt Bestes…“ Stadt meint hier sicher nicht Gebäude oder Gemarkung, sondern Menschen, Institutionen, Arbeitsplatz, Nachbarschaft, es ist unser Umfeld, alles was uns umgibt und mit dem wir zu tun haben. Es betrifft die Lehrerin, den Bürgermeister, Deine Arbeitskollegin, den Postboten, den Verkäufer, den Handwerker – eben die Menschen, die zu Deiner Gemeinschaft gehören. Es differenziert auch nicht nach "Gefällt-mir" und "Ist-mir-wohl-gesonnen" oder den mag ich nicht, fromm oder nicht fromm, sondern es schließt alle ein. Punktum. Zweiter Gedanke: „… denn wenn's ihr wohl geht, so geht's euch auch wohl!" – ein fast schon gegenläufiges Prinzip in unserer heutigen Gesellschaft, weg vom egoistischen Blick hin zum Gemeinwohl. Nicht nur an mich denken, für mich bitten, für mich danken, sondern für die Gemeinschaft, die nervige Nachbarin, den mühsamen Lehrer, die anstrengende Kollegin, nicht nur die, die mir wohlgesonnen sind, sondern auch für die, die mir lästig sind. Dritter Gedanke:Wir sehen unsere aktuelle Situation und die ist für uns Realität. Ob verschuldet oder unverschuldet, ob super oder total blöd – für uns ist das jetzt entscheidend. Und Gott? Er sieht unser Heute, er kennt jedoch auch unser Morgen und die Tage danach. Er hat unsere gesamte Lebensspanne im Blick. Jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Vierter Gedanke: Befehle zu erhalten ist nicht jedermanns Sache. Wir hätten gerne Optionen, die Wahl, wir würden gerne selbst entscheiden, was wir tun und lassen. Ja, Gott hat uns einen freien Willen gegeben und der neigt manchmal zur Rebellion, weil wir meinen es doch ein wenig besser zu wissen. Konkret: Die Ansagen Gottes sind nicht optional, wir können sie zwar ignorieren, jedoch tragen wir dann auch die Konsequenzen und, wir sind nicht zum Richten berufen, es liegt nicht an uns über andere zu urteilen, eher dass wir erkennen, dass auch wir aus der Gottes Gnade leben dürfen. Also lasst uns einstehen für die Stadt und die Menschen, damit es ihnen wohl ergeht, weil wir glauben und wissen, dass darauf Gottes Segen liegt, denn er hat Gedanken des Friedens und nicht des Leides über uns, dass ER uns gebe Zukunft und Hoffnung.
Euch einen gesegneten Oktober Bernd Kohnle