Grußwort März

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Ehre.“ Römer 15,7

Liebe Geschwister,

Rückblende: Frühjahr 1996. Meine damalige Verlobte Katrin und ich sind zu Besuch bei meiner Schwester in Südtirol. Wir beide sitzen in einem gemütlichen Cafe und diskutieren darüber, welchen Bibelvers wir für unsere im November stattfindende Hochzeit nehmen. Wir landen beim Römerbrief und lesen die Worte des Apostel Paulus aus Kapitel 15 Vers 7. Und es war uns beiden klar: Dieser Vers soll über unsere Ehe stehen! Bis heute begleiteten uns diese Worte. Es sind Worte, die nicht schwer zu verstehen aber voller Tiefgang sind. Aufruf – Zuspruch – Zielrichtung: So kann man diesen Vers unterteilen! Nehmt einander an (Aufruf), wie Christus euch angenommen hat (Zuspruch), zu Gottes Ehre (Zielrichtung).

Die Gemeinde in Rom, wie viele andere Gemeinden zu der Zeit, war eine buntgemischte Gemeinde. Das war daher hie und da auch ziemlich herausfordernd. Menschen unterschiedlicher Herkunft, sozialem Stand, Prägungen etc. sollten miteinander Gemeinde leben und entfalten. Diese Worte von Paulus bilden so etwas wie ein Fundament für ein fruchtbares Miteinander! – Das „Zauberwort“ heißt „Annahme“! Andersartigkeit von Menschen führt häufig zu Verunsicherung. Verunsicherung kann sich dann in Ablehnung niederschlagen. Das erleben wir in der Gesellschaft, aber eben auch in christlichen Gemeinden. Annahme zu leben ist nicht einfach, aber es ist möglich – ja unabdingbar! Wie schaffen wir es, dass wir eine Kultur der Annahme in unserer Gemeinde leben? Es ist nun mal so, dass man mit manchen Leuten gut kann und sich mit anderen schwerer tut. Also nochmals: Wie können wir den anderen wirklich annehmen (das ist mehr als nur den anderen „stehenlassen“)? Paulus sagt: Jeder soll sich bewusstmachen, dass er von Christus angenommen ist. Jesus lebte diese Kultur des „Annehmens“. Das galt für alle Menschen – besonders für die, die von anderen eher Ablehnung erfahren haben. Wir alle sind „Angenommene“. Das müssen wir uns nicht verdienen, sondern es ist ein Geschenk. Wenn wir dieses Geschenk der Annahme wirklich erfassen, dann befähigt uns dies, auch Menschen, mit denen es eher herausfordernd ist, anzunehmen. Lernen wir den anderen mit den Augen Jesu zu sehen. Wir werden trotz der Andersartigkeit in jedem Menschen etwas von der Schönheit der Gottebenbildlichkeit entdecken. Wo echte Annahme gelebt wird, da freut sich unser Gott darüber. Wir ehren ihn, wenn wir auf diese Weise miteinander umgehen. Krass: Eine Form der Anbetung ist, dem anderen mit Liebe und Annahme zu begegnen. Eine Gemeinde, die das lebt bzw. sich das zum Ziel setzt, wird zu einer attraktiven Gemeinschaft, die etwas von der Kultur des Reiches Gottes wiederspiegelt.

Daher bin ich gespannt, wie die aktuelle Predigtreihe über „Kultur der Ehre – ein reifes Miteinander“ unsere Gemeinde durchdringen wird. Zu Gottes Ehre!

Euer Günter Öhrlich